Copyright by Tatjana Orlob-Runge
BIOGRAFIE
Kurzvita
geb als Tochter zweier Musiker
1978-1980 Studium Malerei in Bonn und Basel
1981-1984 Studium zeitgenössischer Tanz in Frankreich
1984-2002 Arbeit als Solotänzerin und Choreographin
1993 Gründung Tanzlabor Berlin
1993-2002 Patenkind der Akademie der Künste / Berlin
Gastspiele mit Goethe Institute und auf Festivals im Inland und Ausland
1994 O-E-Hasse-Preis / Stipendium
2000 Bestes Solo / Publikumspreis / Dresden
2000 Lehrauftrag Tanz an der Universität Potsdam
2003 Tanzprojekt mit behinderten Kindern im Pastor Braune Haus / Berlin
2004 Auf Mallorca Rückkehr zur Malerei
Zusammenarbeit mit: Norbert Servos, Jochen Heinrich, Mikhael Honesseau, Helmut Oehring, Anzu Furukawa, Barbara Heinisch, Evelyn Sommerhof
Wichtigste künstlerische Freundschaften: Hanfried Streit, Gerhard Bohner, Tadashi Endo, Carola Lantermann, Juergen Kuehne
Ausstellungen
Ausstellungen:
2006 Frank-Loebsches Haus / Kulturamt / Landau. Pf
2007 Kunstverein Plauen-Vogtland e.V. / Galerie im Malzhaus
2007 Kunstverein Lingenfeld
2007 Einzelausstellung – Deutsche Bank Berlin
2008 Galerie Schwartzsche Villa Berlin
2012 Einzelausstellung Sos Ferres / Mallorca
2013 Einzelausstellung Kunsthalle Brennabor / Brandenburg
weitere Ausstellungen geplant
Die Poesie der Dinge (Tatjana Orlob-Runge)
Als ich das erste Mal Arbeiten von Tatjana Runge sah, war ich gefangen von der Materialität ihrer Malerei, die unprätentiös ist und gleichwohl, vielleicht gerade deswegen: geheimnisvoll. Hier ist nichts Postulat, alles Durchdringung. Dass sich die Mischtechnik mit Acryl und Pastell aut Leinwand oder Holz für ihr bildnerisches Verfahren anbietet, wird beim zweiten Blick offensichtlich. Die Darstellung und ihre Technik fallen in eins. Jedes dieser Bilder strahlt eine Wärme aus, die in der gegenwärtigen Malerei nicht häufig anzufinden ist. Hervorgerufen wird diese Grundwärme durch die immer dezente, niemals schrille, adäquate Farbgebung und die nicht unwichtige Wahl des Formats. Dieses Format ist menschlich und einladend.
Jede Form von Repräsentationsmalerei ist dieser Künstlerin schlicht fremd. Jede ästhetische Angeberei läuft hier leer. Gleichweit entfernt von Kitsch und Kunsthandwerk überzeugt Tatjana Runges Malerei durch die Genauigkeit des Blicks. Etwas Schönes ,,schön” darzustellen ist eher verpönt und gilt als nicht chic. Diese Malerin stört das überhaupt nicht. Ihre bevorzugten Motive (Blumen, Monde, Steine) sind in ihren Bildern nicht tote Materie – die Malerei bringt sie zum Leben, zum Leuchten. Durchaus in der Tradition eines Paul Klee stehend, schafft – sowohl Format wie Bildaufbau betreffend – sie es, komplexe Farbstrukturen entstehen zu lassen, die die Bilder immer wieder anders erlebbar werden lassen.
Diese Malerei wächst mit der Umgebung und an der Umgebung. ,,Auf dem langen Wege, aus dem Auge durch den Arm in den Pinsel, wie viel geht da verloren”, sagt der Maler Conti in Lessings ,,Emilia Galotti”; und ein großer Teil der modernen Kunst widmete sich dem Versuch, diesen Weg zu verkürzen und das Erlebte unmittelbar auf die Leinwand zu bringen, zur Not mit bloßen Fingern. Tatjana Runges Vorgehensweise weist den umgekehrten Weg: klare Konturen, Unterscheidbarkeiten und feine Kontraste auf limitiertem Raum.
Und es gibt noch etwas, was mich für diese Bilder gewonnen hat: ihre profunde Musikalität. Es sind kammermusikalische Etüden, leise, zärtlich, berührend, Divertissements. Etüden von Chopin und Debussy, die Gymnopédie von Sotle entsprechen dem Gestus dieser Bilder. Er ist der Biografie und Lebenswelt der Malerin eingeschrieben: das helle Licht des Südens beleuchtet ihre Gegenstände. Das Leichte, das so schwer herzustellen ist, hier gelingt es. Alles Schwere, vermeintlich Tiefe, ,,Deutsche” hat keinen Ort. Elegisch und in sich gekehrt bewahren die Bilder ihren Stimmungsgehalt.
Klaus Reimus