Julien Viala

© Julien Viala, 2014

 

“Ich kann nichts hinzufügen und nichts wegnehmen, was kann ich dann?

Erste Überlegungen waren: wie Eingriffe gestützt durch die Interaktion von Objekten und Artefakten den Raum vereinnahmen – aber nicht indem sie als monadisch innerhalb dieses Bezugssystem zu betrachten wären, sondern sich heraus gebärden aus etwas, das eine praxisnahe Reflexion des Milieus voraussetzt und die Atmosphäre im objektiven Sinne in den Fokus rückt.

Praxisnahe Auseinandersetzungen, Recherchen und Versuche führten zu einer dezidierteren Auseinandersetzung mit der “Idee“ Skulptur, die des Abbildes und der Möglichkeiten, diese situationsspezifisch in einem immer wieder neuem Ausloten von Konzeption und innerer Logik der Gegebenheiten auf den Raum zu übertragen. Jedes neue Umfeld erfordert eine neue Maßnahme, jedoch nicht zwingend eine neue Methodik oder Praxis. Es erschien mir wichtig, Verbindungen und Bezüge außerhalb des unmittelbaren Umfeldes zu suchen und mittels meiner künstlerischen Praxis in die Konzeption der Arbeit und den ästhetischen Diskurs um ihre Rezeption einzubinden. Den gesamten Raum und Umraum zum Gegenstand zu machen und mit diesem alle Faktoren einzubeziehen, die Gegenstand einer solchen Betrachtung und Problematik sind, mit dem Verständnis, dass die (von Julia Bryan-Wilson besprochene) Institutionskritik nicht allein als eine historische Periode oder als ein Genre innerhalb der Kunstgeschichte wahrzunehmen ist, sondern eher als ein analytisches Werkzeug. Für mich kann dies ein Werkzeug sein, das im Arbeitsprozess integriert ist und als Methodik fungieren kann. Meine Praxis als gegenständliche und ästhetische Tätigkeit materieller Umgestaltung und Ausgangspunkt von Produktion setzt dort an, wo die Intuitionen Relevanz bekommen und sich auf einem Fundus von Dingen der Alltagswelt stützen, sie in der Peripherie des zu Untersuchenden, der vermeintlich gemeinten Sache zu verorten. Es kann dabei hinzugefügt oder weggenommen werden, doch sind diese Eingriffe nichts Additives oder Subtraktives, sondern ein Zusammenführen und Transformieren mit Hilfe von Dingen, Materialien, Farben und Licht. Die Produktionsspuren sind verwischt, verunklärt und verweisen weder auf eine direkte mögliche Herkunft noch lassen sie sich einem genaueren Zeitgefühl unterordnen. Es ist die Suche nach einer gewissen Form des Erinnerns, des Wiedergebens, es geht nicht um „l‘art pour l‘art“, sondern darum, die Erfahrung der Kunst zu machen, sich der Kunst anzunehmen.

Dann ist da nichts mehr auszuschließen, nicht mehr der Dreck in der Ecke oder irgend etwas anderes im Raum vorhanden oder auch nicht vorhanden,  auch nicht das nicht Sichtbare aber Vorhandene, die Architektur, sein Nutzwert, die Geschichte, die Menschen, ihre Spuren. Diese rücklaufenden “Kodierungen“ zu interpretieren, zu ergänzen, ein Versuch sie lesbar zumachen, geht eine quasi qualitative Feldforschung voraus. Dies bringt mich in meiner Praxis zurück auf den Begriff der Atmosphäre, der sich eignet meine Vorgehensweise nicht zwingend als einen Eingriff zu verstehen, sondern als das Ergebnis der Bewandtnis von Orten zu legitimieren und sich als ein unumgehbarer Faktor heraus zu stellen, mit dem ich mich in der Auseinandersetzung mit dem institutionellen Rahmen, aber auch an ortsspezifischen Plätzen und  in urbanen Milieus üben kann. ”

(Julien Viala)

 

VITA
2007 – 2012
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
1978
geboren in München, aufgewachsen in Paris

AWARDS/SCHOLARSHIPS
2014
Atelierstipendium der Stadt München/Platform, München
2013
Preisträger der 21. Karlsruher Künstlermesse, jury: Andreas Beitin, Leni Hoffmann,
Sylvia Bieber, Anne-Sofie Ruckhaberle
Debüt-Ausstellung der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
2011 – 2012
Stipendium der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
2011
Akademiepreis der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
Sonderpreis für den Kreisverkehr-Wettbewerb Helmut Nanz Stiftung, Stuttgart
3. Platz bei dem Wettbewerb für die Gedenkstätte am Killesberg, Stuttgart
2010
Preisträger des Klett-Passagen Kunstprojekts, Stuttgart
Sonderpreis bei dem Kreisverkehr-Wettbewerb, Aichwald

EXHIBITIONS
2014
Jahresgaben Ausstellung (Gruppenausstellung), Kunstverein München
câble, spot, ruban adhésif, objets divers, couleur (Einzelausstellung), Neue Galerie Landshut e.V.
Zimmer mit Aussicht – Poetik des Raumes (Gruppenausstellung), kuratiert von Christian Gögger, Kunstverein Kiss, Schloss Untergröningen
digging in the future to bring the past into the present (Einzelausstellung), Galerie Gudrun Fuckner, Ludwigsburg
Was kommt – Was bleibt? (Gruppenausstellung), in Kooperation mit der what remains gallery, Platform, München
2013
Space is god (Gruppenausstellung), kuratiert von Nina Holm, Platform, München
Self introduction (Einzelausstellung), kuratiert von Kriz Olbricht, barcelona project, Freiburg, Katalog
21. Karlsruher Künstlermesse (Gruppenausstellung), Regierungspräsidium Karlsruhe, Katalog
Art Karlsruhe 2013 (Einzelausstellung) mit Lena Münch, Stand der Staatlichen
Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Karlsruhe
the memory of space (Einzelausstellung), Villa Merkel/Bahnwärterhaus, Esslingen, Katalog
2012
a description by discarding methods (Einzelausstellung), Self Service open Art Space, Stuttgart, Katalog
2011
deep Lohn (Gruppenausstellung), Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
jetztjetzt (Gruppenausstellung), Kunstverein Reutlingen, Katalog
Fokus Junge Kunst (Gruppenausstellung), Kunstverein Radolfzell
2010
home sweet home (Einzelausstellung) mit Lucie Kohler, kuratiert von Claire Hoffmann, Deux Pièce, Basel/Schweiz
sculpture, mon amour (Gruppenausstellung), kuratiert von Manuel Scheiwiller, Glaskasten, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
hardcore décor (Einzelausstellung) mit Florian Klette, Tae-kyun Kim, kuratiert von John Beeson, Import/Export, Frankfurt a. M.
nothing but a suitcase (Gruppenausstellung), kuratiert von John Beeson, Raum zur Kunst, Basel/Schweiz
2009
Übermorgenkünstler (Gruppenausstellung), kuratiert von Johan Holten, Ulrike Lorenz, Reinhard Spieler, Heidelberger Kunstverein