Katharina Meister ist 2010 die erste Gewinnerin des ARTWARD junior prize gewesen. Fünf Jahre später, am 1. Mai 2015, beginnt die inzwischen 8. Ausschreibung für den ARTWARD. Wir fragen nach, was bei der Künstlerin in den letzten fünf Jahren passiert ist.
An welchem Punkt deiner Entwicklung hast du den ARTWARD gewonnen? Kannst du das beschreiben und erzählen, was seitdem bei dir passiert ist?
Als ich den den Preis gewonnen habe, war ich künstlerisch sehr auf der Suche, nicht nur in Bezug auf die Thematik meines Arbeitens, sondern auch in Bezug auf die Materialität. Solche Phasen des Suchens tauchen in meinen Arbeitsprozessen immer wieder auf, doch werden die Abstände zwischen diesen immer länger. Ich denke, das kann man mit der Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen vergleichen, die sich – um so älter man wird – immer mehr verdichtet. Sie befindet sich zwar ein ganzes Leben lang im Wandel, aber ein fester Kern wird trotzdem irgendwann deutlich. Ich denke, damals steckte meine Kunst noch in den Kinderschuhen; nun wird sie langsam erwachsen und so etwas wie ein Kern schimmert durch.
Was hat sich seitdem getan?
Damals wie heute werde ich von der Galerie Supper (Baden-Baden) vertreten, mittlerweile werde ich auch von der Galerie Wichtendahl in Berlin vertreten. Hin und wieder unterrichte ich in der Akademie für Malerei in Berlin, was mir sehr große Freude macht. Ich möchte aber das Künstlerdasein nicht verschönen; ein Brotjob ist neben dem Künstlerdasein nicht wegzudenken. In diesem Punkt wird oft gerne ein Blatt vor den Mund genommen und nur die schimmernde Seite dargestellt. Die gute Seite des Brotjobs ist aber, dass er einen immer wieder zurück in die Realität holt und hilft die Tage und Wochen zu strukturieren. Es bleibt aber ein Traum ausschließlich von der Kunst leben zu können! Ich bin sehr dankbar für die Plattform die meine beiden Galerien mir bieten, nicht nur für die Ausstellungen, die ich in ihren Räumlichkeiten bestreiten kann, auch für alle anderen Ausstellungsmöglichkeiten, um die sie sich bemühen, sie leisten großartige Arbeit! Das Kunst machen ist ja eine Art der Kommunikation, wie Sprechen oder Schreiben, aber wenn einem niemand zuhört oder das Geschriebene keiner liest reduziert sich im Laufe der Zeit der Versuch der Kommunikation auf einen stummen Monolog mit sich selbst. Somit bin ich für jede Ausstellungsmöglichkeit dankbar; besonders aber habe ich mich gefreut über Ausstellungsbeteiligungen im Kunst- und Skulpturenmuseum Heilbronn, Kunstverein Mannheim, Marburger Kunstverein, Museum für Moderne Kunst Wien und dem Kunstpreis Meppen!
Das Preisgeld des ARTWARD Stipendiums wollte ich ausschließlich für die Miete meines Ateliers verwenden, es ging dann aber doch relativ schnell für Materialien drauf!
Bei deiner Bewerbung für den ARTWARD hast du dich mit dem Thema Zeit auseinandergesetzt, ist das weiterhin ein Thema für dich?
Das Thema Zeit spielt nach wie vor eine Rolle in meinem Arbeiten, mehr aber vielleicht in meinem Denken oder als Unterbegriff meiner Thematik. Ich beschäftige mich nun schon seit mehreren Jahren mit der wohl größten Herausforderung unseres Zeitalters, dem Klimawandel. Dies beschäftigt mich oft so sehr, dass ich nicht abgeneigt wäre noch einmal an die Universität zurückzukehren um Naturwissenschaften zu studieren und mich noch genauer mit dieser Thematik beschäftigen zu können und die Hintergründe besser zu verstehen. Manchen Betrachtern ist meine Kunst zu düster, doch ich spreche ein Thema an das nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Wie stellt man nun aber den Klimawandel dar, wenn er auf der einen Seite für viele von uns noch gar nicht eindeutig sichtbar ist, man aber auf der anderen Seite nicht nur Naturkatastrophen abbilden möchte. Ich stelle mir dann Fragen wie: “ Wie könnte unser Leben aussehen wenn wir alle zu Klimaflüchtlingen werden und damit zu modernen Nomaden?“, „Wieviel Verantwortung tragen wir eigentlich im Bezug auf den Umgang mit der Natur, wer ist hier eigentlich der größere Bruder und muss vom anderen lernen?“ oder ich versuche Wege zu finden darzustellen, dass alles auf der Erde miteinander verbunden ist! Drehen wir an einem Rädchen, wie dem Co2 Gehalt in der Luft verändert sich automatisch auch andere Zusammenhänge denn alles greift ineinander über. Schauen wir auf einen Stein, denken wir an tote Materie, aber wir selbst sind aus Stein, denn die Spurenelemente ohne die der Mensch nicht leben könnte sind vereinfacht gesehen Spuren von Gestein! Das Bild mit dem Stein kommt auch in Hermann Hesses Siddhartha vor, indem es im Allgemeinen um die Buddhistische Lehre geht, von der auch ich sehr begeistert bin, denn sie spricht genau von dieser Verbindung zwischen allem auf dieser Welt!
Du arbeitest viel mit Papier, Zeichnungen, Holz, was bedeuten diese Materialien für dich?
Das Papier würde ich als mein Hauptmaterial bezeichnen, aber auch Holz spielt eine große Rolle, auch hier ist die Verbindung zwischen allem wieder deutlich, so ist Papier doch eigentlich Holz, vielleicht harmonieren diese beiden Materialien auch gerade deshalb so sehr. Darüber hinaus bietet Papier die Möglichkeit im zwei- wie im dreidimensionalem zu arbeiten, aber auch im Bereich dazwischen, wie mit der Technik des Scherenschnittes; so wirft er einen Schatten, kann raumbezogen eingesetzt werden, ist aber selbst doch zweidimensional. Auch alle meine skulpturalen Objekte sind aus Papier oder Karton und trotz ihrer Größe relativ leicht. Desweiteren gibt es Papier im Übermass und ich verwende oft Papier, das sonst eigentlich im Müll landen würde, also ist meine Kunst im weitesten Sinne eine From des Recyclings!
Seit 2012 lebst du in Australien, wie hat das deinen Blick verändert? Man sieht bei dir immer wieder Bäume und Wälder; hat die Natur und Landschaft auf einem anderen Kontinent deine Werke oder auch deine Arbeitsweise verändert?
Ja ich lebe nun schon seit fast drei Jahren in Australien, dies hat aber nichts an der Thematik meiner Arbeiten verändert, wohl aber an den Landschaftselemente die nun mehr der Natur ähneln, die mich hier umgibt. Wir leben hier Mitten im Wald am Rand vom Nationalpark, relativ isoliert, vor allem beinahe 400km von der nächst größeren Stadt entfern, also auch vom Kunstgeschehen. Das bringt zwar auch einige Nachteile mit sich, hilft aber auch sich mehr zu fokussieren und nicht so abgelenkt zu sein! Ich hoffe immer noch, dass diese Isolation, Weitläufigkeit und Leere diese Land sich deutlicher in meinen Bildern niederlässt, denn ich finde meine eigenen Arbeiten oft etwas zu überfüllt und würde gerne reduzierter arbeiten, etwas das in meinem gesamten Leben eine persönliche Herausforderung ist! Auf Dauer aber möchte ich nicht nur in der Isolation Leben sondern eine Balance zwischen den beiden Welten finden, die ich nun kennengelernt habe! Das Leben auf einem anderen Kontinenten ist im allgemeinen eine große Erfahrung und bietet viele Lernmöglichkeiten, gerade fühle ich mich in meiner Kunst wieder etwas auf der Suche und ich denke das liegt auch sehr an der Örtlichkeit und den Einfluss den das Leben hier auf meine Persönlichkeit nimmt! Ein Wunsch der mir nun schon seit einer Weile im Kopf herumschwebt ist meine Bilder zu animieren und in stumme Filme zu verwandeln, denn sie zeigen oft nur ein Still aus einer ganzen Geschichte! Im September habe ich eine Einzelausstellung in der Galerie Wichtendahl, danach möchte ich mir einen Zeitraum schaffen in dem ich im Bereich des Filmes experimentieren kann.
Wie sehen deine Pläne für das Jahr 2015 aus und was beschäftigt dich in deinen Arbeiten aktuell besonders?
Ich denke diese Frage habe ich oben schon mit-beantwortet.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin Alles Gute!